TELI-Stuttgart: Mit Technik altern

Warum sind Wohnungen heutzutage nicht so intelligent wie Autos? , fragt Birgid Eberhardt. Sich in den eigenen vier Wänden mit digitaler Hilfe für gesundheitliche Notfälle zu rüsten, könnte zumindest im Alter oder bei Behinderung sinnvoll sein, meint die Expertin des VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) in Sachen AAL (Ambient-Assisted-Living).





Darunter versteht man altersgerechte technische Hilfen für ein selbstständiges Leben. Assistenzsysteme erkennen gefährliche Situationen und können Rettungsmaßnahmen einleiten. „Intelligente“ Wohnungen wissen, ob die Aktivitäten der Bewohner im individuellen „Normalbereich“ liegen.

Der Bedarf werde in den nächsten Jahren stetig wachsen, da die Zahl älterer Menschen und gleichzeitig ihr Anteil an der Bevölkerung zunehmen werde, erklärte die Medizininformatikerin und Gesundheitsökonomin beim TELI-Treff des Regionalkreises Südwest in Stuttgart. Ihr Thema: „Demografischer Wandel, gesellschaftliche Herausforderungen, technische Lösungen.“

Das Leben und Zusammenleben in Städten und Gemeinden wird sich durch den rapide fortschreitenden Alterungsprozess drastisch verändern. Ältere Menschen leben immer mehr alleine. Die jüngere Generation muss im Beruf zunehmend mobiler werden, so dass ältere Angehörige oft nicht unterstützt und gepflegt werden können. Besonders Frauen sind weit mehr berufstätig und können deshalb nicht mehr im gewohnten Umfang Pflege übernehmen. „Die Kommunen müssen rasch umsteuern und altengerechte Wohn- und Infrastrukturangebote aufbauen“, betonte Eberhard, die als Projektleiterin die Innovationspartnerschaft AAL von VDE und Bundesforschungsministerium koordiniert. Zwar ist die ältere Bevölkerung heute in gesundheitlich besseren Zustand, als es früher bei Menschen gleichen Alters der Fall war. Doch aufgrund der höheren Lebenserwartung werde die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 2,13 Millionen bis 2020 auf 2,64 Millionen und bis 2030 auf 3,09 Millionen zunehmen, prognostizierte Eberhardt. Gleichzeitig würden weniger Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Heute werden zwei Drittel der Pflegeleistungen zu Hause erbracht, davon wiederum zwei Drittel durch Angehörige und ein Drittel durch Pflegedienste.

Der Wunsch älterer Menschen, möglichst lange selbstständig in den eigenen vier Wänden zu bleiben, geht einher mit dem Zwang zur Einsparung in den Sozialsystemen. Denn Pflege im Heim ist die teuerste Art der Pflege. Technische Assistenzsysteme ermöglichen es älteren Menschen, länger selbstständig zu Hause zu leben, unterstützen die oft berufstätigen Angehörigen und überbrücken die bröckelnde Infrastruktur an ärztlicher Versorgung in ländlichen Gebieten. Intelligente Technik kann nicht nur der gesundheitlichen Prävention dienen, sondern kann auch bei der Bewältigung von Krankheit und bei der Rehabilitation helfen. Eberhardt nannte beispielsweise Rollatoren und Gehhilfen, die mit GPS oder Funkerkennung ausgestattet sind. Besonders wichtig sind intelligente Notrufsysteme als Ersatz für den derzeit meist verwendeten „Roten Knopf“, der – so Eberhardt – nur in etwa fünf Prozent der Notfälle zum Einsatz kommt.

Neben dem guten Design, das vom ungeliebten Sanitärimage wegführt, ist einfache Bedienung die zentrale Forderung an AAL-Technik. Die einzelnen Komponenten müssen sich vernetzen und in die vorhandene Haustechnik integrieren lassen. Sie sollten miteinander kommunizieren können und sich nachrüsten lassen. Dafür sollen spezifische Normen sorgen, die derzeit erstellt werden. Da deutsche Unternehmen in AAL-relevanten Bereichen wie Informations- und Elektrotechnik, Medizin- und Mikrosystemtechnik oder Robotik gut aufgestellt sind, bieten sich exzellente Exportchancen. Denn alternde Gesellschaften finden sich nicht nur in Deutschland, Europa und Nordamerika, sondern auch in Schwellen- und Entwicklungsländern.

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