Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland
Nach dem konjunkturell etwas ruhigeren Winterhalbjahr zeichnet sich in der deutschen Wirtschaft ein kräftiges Wachstum im Frühjahr ab.
Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im zweiten Quartal deutlich stärker zugenommen haben als im ersten Quartal dieses Jahres, in dem die gesamtwirtschaftliche Leistung im Verlauf preis- und saisonbereinigt [2] um 0,2 Prozent angestiegen war. Neben Nachholeffekten - als Folge der witterungsbedingten Produktionsbehinderungen im Winter - , die vor allem dem Baugewerbe deutliche Impulse verleihen, stützt sich das Wachstum auf eine starke Expansion der industriellen Erzeugung. Die Industrie profitiert dabei sowohl von außenwirtschaftlichen Impulsen als auch von einer Belebung der Investitionstätigkeit im Inland. Dank einer anhaltend lebhaften Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen aus dem In- und Ausland dürfte sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten weiterhin positiv entwickeln.
Auch am Arbeitsmarkt setzt sich die konjunkturelle Erholung zunehmend durch. Die bessere Verfassung des Arbeitsmarktes wird ihrerseits mehr und mehr dafür sorgen, dass auch der private Konsum im Verlauf des Jahres zunimmt. Insgesamt hat sich der Erholungsprozess in Deutschland weiter verbreitert und gefestigt. Es gibt jedoch nach wie vor eine Reihe von konjunkturellen Risiken. Die Erholung der Weltwirtschaft ist in einigen wichtigen Industrieländern noch nicht selbsttragend; in einzelnen Schwellenländern gibt es andererseits bereits Überhitzungserscheinungen. Auch sorgt die Euroschuldenkrise nach wie vor für Unsicherheiten. Schließlich entwickeln sich verschiedene nationale und internationale Frühindikatoren in den letzten Monaten zwar weiterhin positiv, jedoch verhaltener; einige Indikatoren haben sich auch eingetrübt und reflektieren die wieder stärker in den Fokus getretenen Risiken.
Gestützt auf eine spürbar verbesserte Auftragslage setzte sich die Erholung im Produzierenden Gewerbe mit einer Zunahme der Erzeugung um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat auch im Mai kräftig fort. Eine lebhafte Investitionstätigkeit und ein weiter deutlich expandierendes Auslandsgeschäft sorgten dabei für eine kräftige Ausweitung der Industrieproduktion um 3,4 Prozent. Die Erzeugung im Bauhauptgewerbe erfuhr nach der außergewöhnlich starken Frühjahrsbelebung dagegen eine Korrektur (-2,3 Prozent).
Die Vorjahresstände der Erzeugung werden insbesondere in der Industrie mit arbeitstäglich bereinigt zuletzt + 13,7 Prozent, aber auch im Bau mit + 3,8 Prozent weiter deutlich überschritten. Die Bestelltätigkeit ist in der Tendenz sowohl in der Industrie als auch im Bau weiterhin recht lebhaft. Die Nachfrage in der Industrie schwächte sich im Mai zwar leicht ab (- 0,5 Prozent), sie bleibt aber tendenziell weiter steil aufwärts gerichtet mit kräftigen Impulsen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die erfahrungsgemäß recht volatile Bestelltätigkeit im Bau weist in der Tendenz ebenfalls weiter nach oben. Anhaltende Impulse erhält das Baugewerbe im laufenden Jahr vor allem aus den Konjunkturprogrammen. Der Wohnungsbau wird angesichts zunehmender Baugenehmigungen leicht expandieren.
Die privaten Konsumausgaben dürften sich auch im zweiten Quartal noch recht verhalten entwickelt haben. Die Einzelhandelsumsätze (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) nahmen im Mai zwar deutlich um 3,0 Prozent zu, sie bleiben im Dreimonatsvergleich aber nahezu unverändert. Auch bei den Neuzulassungen von privaten Personenkraftwagen ist nach dem Auslaufen der Pkw-Umweltprämie noch keine Wende zum Besseren zu erkennen. Angesichts der anhaltend günstigen Entwicklung des Arbeitsmarktes sowie einer Stärkung der verfügbaren Einkommen durch verschiedene zu Beginn dieses Jahres in Kraft getretene Entlastungsmaßnahmen für die privaten Haushalte sollte sich der private Konsum in den kommenden Monaten allerdings beleben. Stützend dürfte dabei auch das anhaltend ruhige Preisklima wirken.
Im Außenhandel kam es zuletzt wieder zu kräftigen Impulsen. Die Ausfuhren in jeweiligen Preisen stiegen im Mai um 9,2 Prozent an bei noch deutlich stärkerer Zunahme der Einfuhren (+ 14,8 Prozent). Mit dem Exportanstieg wurde der Rückgang im Monat zuvor mehr als ausgeglichen. Tendenziell bleiben die Ausfuhren damit steil aufwärts gerichtet. Von der dynamischen Entwicklung werden angesichts des anhaltenden Erholungsprozesses der Weltwirtschaft auch in den kommenden Monaten spürbare Wachstumsimpulse ausgehen. Die aktuell ausgesprochen kräftige Ausfuhrdynamik dürfte auf Sicht allerdings etwas schwächer werden. Dies signalisieren unter anderem auch die Exporterwartungen der Unternehmen, die auf hohem Niveau zuletzt im Juni wieder etwas zurückgenommen wurden. Die kräftige Zunahme der Einfuhren ist nicht nur exportinduziert, sondern auch ein sichtbares Indiz für die Belebung der Binnenkonjunktur.
Die konjunkturelle Erholung setzt sich mehr und mehr auf dem Arbeitsmarkt durch. Stützend wirken dabei auch noch nachwirkende Impulse aus der Frühjahrsbelebung. Der Beschäftigungsaufbau der vergangenen Monate setzte sich im Mai mit einer Zunahme der Erwerbstätigkeit um saisonbereinigt 38.000 Personen fort. Besonders erfreulich ist dabei der anhaltende Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die sich im April saisonbereinigt um 62.000 Personen erhöhte. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit fiel im Juni saisonbereinigt mit 21.000 Personen ebenfalls nochmals deutlich aus. Insgesamt waren im Juni 3,153 Mio. Arbeitslose registriert, 257.000 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der offenen Stellen nimmt weiter zu und auch die Frühindikatoren signalisieren einen anhaltenden, wenngleich abgeschwächten Stellenaufbau.
Das Preisklima ist insgesamt weiterhin ruhig. Zwar kam es auf den vorgelagerten Preisstufen, insbesondere bei den Einfuhrpreisen, durch die anhaltende Verteuerung von Industrierohstoffen und Energie zu teilweise deutlichen Preisschüben. Der von den vorgelagerten Stufen ausgehende Preisdruck kann sich aber auf der Verbraucherstufe angesichts der noch sehr gedämpften Nachfrage der privaten Haushalte nur sehr begrenzt realisieren. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Juni binnen Jahresfrist um 0,9 Prozent, nach + 1,2 Prozent im Mai. Die Kerninflationsrate lag im Juni bei 0,7 Prozent.
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